Entsorgung des Schweizer Atomabfalls

Die langfristig sichere Entsorgung der radioaktiven Abfälle in einem geologischen Tiefenlager ist ein Jahrhundertprojekt. Die Abfälle werden bis heute in Zwischenlagern an der Oberfläche gesammelt. Nach vertiefter und breiter Diskussion weltweit wurde die kontrollierte Lagerung in einem geologischen Tiefenlager als bestes langfristiges Entsorgungskonzept für die Schweiz festgelegt, damit der dauerhafte Schutz für Mensch und Umwelt vor radioaktiven Abfällen gewährleistet werden kann.

In der Schweiz schreibt das Kernenergiegesetz (KEG) die geologische Tiefenlagerung vor: Wer eine Kernanlage betreibt oder stilllegt, ist verpflichtet, die radioaktiven Abfälle auf eigene Kosten sicher zu entsorgen. Etwa drei Viertel der radioaktiven Abfälle («Atommüll») entstehen durch die Nutzung der Kernenergie zur Stromerzeugung. Der Rest fällt in Medizin, Industrie und Forschung an.

Das rund 175 Millionen Jahre alte Gestein Opalinuston ist praktisch undurchlässig und schliesst Stoffe sehr gut ein (Foto: © Comet Photoshopping, Dieter Enz).

Das rund 175 Millionen Jahre alte Gestein Opalinuston ist praktisch undurchlässig und schliesst Stoffe sehr gut ein (Foto: © Comet Photoshopping, Dieter Enz).

Tiefenlager im Gestein tief unter der Oberfläche
Das Konzept eines geologischen Tiefenlagers sieht spezielle Lagerkammern tief im Untergrund vor, bis zu 1000 Meter tief. Die Abfälle werden verpackt, beispielsweise mit Stahlbehältern. Damit können sie langfristig – das bedeutet über viele Jahrtausende – vom menschlichen und natürlichen Lebensraum ferngehalten werden. Die wichtigste «Barriere» für den langfristigen Einschluss der Abfälle ist ein dichtes Gestein, in welches das Tiefenlager gebaut wird – das sogenannte «Wirtgestein».

Suche nach dem besten Lagerstandort
Die Standortsuche für ein geologisches Tiefenlager wird mit einem Sachplan geregelt und vom Bund geleitet. Sie erfolgt seit dem Jahr 2008 in Etappen. Ausgehend von der gesamten Schweiz wurden bis heute sämtliche Bereiche und Gesteine mit ungünstigen geologischen Eigenschaften ausgeschlossen. Als Lagergestein in der Schweiz wurde der «Opalinuston» festgelegt. Dieser liegt am Nordrand der Schweiz in geeigneter Form und in günstigen geologischen Verhältnissen vor. Drei Gebiete zwischen Bözberg und Zürcher Weinland standen zur Verfügung. Im September dieses Jahres hat die Nagra nördlich Lägern als den besten Standort in der Schweiz bezeichnet.

Ihr Besuch im Felslabor – Abenteuer Forschung
Wollen Sie mehr zu diesem spannenden Thema wissen? Die Nagra forscht zusammen mit 10 Nationen seit Jahrzenten in Felslabors, damit künftige Generationen geschützt werden können vor unseren radioaktiven Abfällen. Besuchen Sie die internationale Forschungsstätte «Felslabor Mont Terri» und tauchen Sie ein in ein Forschungsabenteuer der Sonderklasse.

Schema eines Tiefenlagers mit den verpackten Abfällen (Grafik: © Nagra)

Schema eines Tiefenlagers mit den verpackten Abfällen (Grafik: © Nagra)



Kontakt für ein Besuch im Felslabor:

Nagra
Frau Renate Spitznagel
Hardstrasse 73, 5430 Wettingen
Tel +41 56 437 12 82
info@nagra.ch
www.nagra.ch

Entsorgung radioaktiver Abfälle: Mit Tiefbohrungen den besten Standort für das Tiefenlager finden

Das rund 175 Millionen Jahre alte Gestein Opalinuston ist praktisch undurchlässig und schliesst Stoffe sehr gut ein. (Foto: © Comet Photoshopping, Dieter Enz).

Das rund 175 Millionen Jahre alte Gestein Opalinuston ist praktisch undurchlässig und schliesst Stoffe sehr gut ein. (Foto: © Comet Photoshopping, Dieter Enz).

Die Entsorgung radioaktiver Abfälle in der Schweiz ist auf Kurs. Ende 2018 hat das Bundesamt für Energie die letzte Etappe des Sachplans geologische Tiefenlager gestartet. Damit verbunden ist die Einengung von sechs auf drei mögliche Standortgebiete: Es verbleiben «Jura Ost», «Nördlich Lägern» und «Zürich Nordost» im Verfahren. Nun steht in den nächsten Jahren die Wahl des besten Standortes für ein Tiefenlager in der Schweiz an. Die von der Nagra aktuell laufenden Tiefbohrungen sind für diese Auswahl wichtig. Bohrungen ergänzen das heute vorhandene Bild des geologischen Untergrundes sehr präzis.

Bei allen Bohrungen steht der Opalinuston – ein sehr wasserdichtes, rund 175 Millionen Jahre altes Tongestein – im Zentrum des Interesses. Der Opalinuston ist die wichtigste «Barriere», um die radioaktiven Substanzen in einem geologischen Tiefenlager einzuschliessen. Er trägt zu einem grossen Teil zur Langzeitsicherheit des Tiefenlagers bei.

Ein Geowissenschaftler vermisst und dokumentiert einen frisch gezogenen Bohrkern auf dem Bohrplatz. (Foto: © Comet Photoshopping, Dieter Enz).

Ein Geowissenschaftler vermisst und dokumentiert einen frisch gezogenen Bohrkern auf dem Bohrplatz. (Foto: © Comet Photoshopping,
Dieter Enz).

Die Bohrungen vervollständigen die Kenntnisse über die lokale Geologie
Die Nagra hat gesamthaft 23 Gesuche für Tiefbohrungen in den drei Standortgebieten eingereicht. Mit den Bohrungen erhält die Nagra abschliessende Antworten zu den Fragen nach Mächtigkeit, Tiefenlage und den genauen lokalen Eigenschaften des Gesteins in den Standortgebieten. Die erste Tiefbohrung in der Gemeinde Bülach, Region Nördlich Lägern, wurde letztes Jahr abgeschlossen. In der Region Zürich Nordost, Gemeinde Trüllikon, hat die Nagra im August 2019 mit der Bohrung begonnen. Aktuell startet die dritte Bohrung in Marthalen ab Februar 2020. Auch in der Region Jura Ost werden Bohrungen folgen. Die Bohrung «Bözberg 1» in der Gemeinde Bözberg wird im Frühjahr dieses Jahres aufgenommen.

Modellansicht des Bohrplatzes in Bülach, Nördlich Lägern. In der Mitte des rund 0,7 Hektar grossen Platzes steht der Bohrturm.

Modellansicht des Bohrplatzes in Bülach,
Nördlich Lägern. In der Mitte des rund 0,7 Hektar grossen Platzes steht der Bohrturm.

Sie können einen Bohrplatz besuchen
Interessieren Sie sich, wie eine Tiefbohrung abläuft? Sie sind herzlich willkommen, einen unserer Bohrplätze zu besuchen. Ideal sind Gruppen mit 10 oder mehr Personen. Zur Zeit sind wir in Marthalen und Trüllikon für die Besichtigungen bereit, danach folgen weitere Bohrungen in den Standortgebieten.

Damit Geologen Bohrkerne erhalten, kommen Bohrkronen zum Einsatz. Sie fräsen sich in das Gestein und hinterlassen in der Mitte den Bohrkern (Foto: © Comet Photoshopping, Dieter Enz).

Damit Geologen Bohrkerne erhalten, kommen Bohrkronen zum Einsatz. Sie fräsen sich in das Gestein und hinterlassen in der Mitte den Bohrkern (Foto: © Comet Photoshopping, Dieter Enz).

Für Fragen zu den Tiefbohrungen oder die Anmeldung von Besuchergruppen erreichen
Sie uns unter der Nummer 056 437 11 11
oder per Mail unter info@nagra.ch.


Nagra
Hardstrasse 73
5430 Wettingen
Tel 056 437 11 11
info@nagra.ch
www.nagra.ch

Schon heute an übermorgen denken

Die moderne Welt ist schnelllebig. Viele Menschen betrachten heute Zeiteinheiten in Sekunden und Minuten. Vor diesem Hintergrund ist ungewöhnlich, was die Mitarbeitenden der Nagra beruflich tun: Sie betrachten Zeiträume in Hunderttausenden von Jahren.
Über 100 Frauen und Männer der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) bereiten die sichere Entsorgung radioaktiver Abfälle vor. Eine spezielle Umweltschutzaufgabe, die erfordert, in langen Zeiträumen zu denken, denn die Abfälle müssen sehr lange vom menschlichen Lebensraum isoliert werden.

«Mit dem Gegensatz zwischen menschlichem Zeithorizont und den Dimensionen, die wir bei der Entsorgung betrachten müssen, umzugehen, ist eine grosse Herausforderung», erklärt Heinz Sager, Leiter des Ressorts «Besucherwesen und Events» bei der Nagra.

NagraDazu muss man eine spezielle Perspektive einnehmen. Denn an der Erdoberfläche wandeln sich die Dinge schnell, tief im Untergrund aber steht die Zeit praktisch still. Bei der geologischen Tiefenlagerung werden die Abfälle in einem dichten, undurchlässigen Gestein in mehreren Hundert Metern Tiefe eingeschlossen. Gewähr für die langfristige Sicherheit bietet nicht der Mensch, sondern die Geologie – im Falle der Schweiz der sogenannte Opalinuston. Um die Machbarkeit von geologischen Tiefenlagern in der Schweiz zu erarbeiten, forscht die Nagra zusammen mit 10 Nationen in zwei Schweizer Felslabors.

NagraDie Nagra hat mit dem Entsorgungsnachweis gezeigt, dass in der Schweiz sichere geologische Tiefenlager realisiert werden können. Die Frage, wo ein geologisches Tiefenlager gebaut werden soll, ist aber noch offen. Denn gegenwärtig läuft unter der Leitung des Bundes das Auswahlverfahren für mögliche Lagerstandorte. Die Nagra hat im Januar 2015 die Standortgebiete Jura Ost und Zürich Nordost für weitere Untersuchungen vorgeschlagen.

Der Auftrag der Nagra ist von zentraler gesellschaftlicher Bedeutung
Radioaktive Abfälle entstehen im Zusammenhang mit Technologien und Diensten, die von uns allen täglich genutzt werden – beim Verbrauch von Strom aus Kernkraftwerken und bei verschiedenen Anwendungen in Medizin, Industrie und Forschung. Um all diese Abfälle zu entsorgen, gründeten die Betreiber der Kernkraftwerke und der Bund 1972 die Nagra. Deren Mitarbeiter kommen aus unterschiedlichen Disziplinen, vorwiegend aus den Naturwissenschaften. Sie leisten einen wichtigen Beitrag dazu, dass die Abfälle, die heute produziert werden, unsere Nachkommen in ihrem Handlungsspielraum nicht einengen und für sehr lange Zeit sicher eingeschlossen werden können. Dazu braucht es ausdauerndes Engagement aller Mitarbeitenden der Nagra, Knowhow und interdisziplinäres Arbeiten in Projektteams – mit einem Ziel: Sicherheit von Mensch und Umwelt haben oberste Priorität.


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