Es begann mit dem Beflocken von Bastmatten fürs Kinderzimmer: 1957 gründete Paul Hess das Industrieunternehmen Bastcolor. Als Pionier erkannte er schon früh die vielfältigen Möglichkeiten, die diese Methode mit sich bringt. Auch heute noch ist die Firma aus Recherswil die erste Adresse bezüglich der elektrostatischen Beflockung von Gegenständen. Heutiger Inhaber und Geschäftsführer ist der Sohn von Paul Hess.
Martin Hess kam schon früh mit dem kreativen Handwerk in Berührung:
«Meine Mittwochnachmittage habe ich unter anderem mit dem Beflocken von Brillenetuis für die Gasmasken der Schweizer Armee verbracht»
erzählt er lachend. Auch Backbleche, Jass-Teppiche und Firmenlogos waren bei dem Industrieunternehmen damals hoch im Kurs.
Wo das Beflocken angewendet wird
Beflockung wird in verschiedenen Anwendungsgebieten eingesetzt. Im Textilbereich kann sie beispielsweise für die Herstellung von Samtstoffen oder für dekorative Details auf Kleidung verwendet werden. Im Bereich des Innenausbaus oder Schaufenster-Deko kommt Beflockung zum Einsatz, aber auch bei Oberflächen von Möbeln oder um Verpackungen sowie Automobilteile zu veredeln. Sehr beliebt ist die Anwendung auf Papier:
«Beflockte Schriften oder Sujets auf Karten sind sehr gefragt bei unserer Kundschaft»
erzählt Martin Hess. Von filigranen Sujets bis zu dominanten Buchstaben ist alles möglich.
Optik, Haptik und Funktionalität
Beflocken ermöglicht es nicht nur einer Oberfläche eine attraktive Textur, Haptik und Optik zu verleihen. Es bietet auch rutschfeste Eigenschaften und dient als Schutzbeschichtung sowie Wärmeisolierung. Ob für dekorative oder funktionale Zwecke eingesetzt: Das Verfahren findet in den unterschiedlichsten Branchen seine Anwendung.
Vom Kunstobjekt…
Die Aufträge, die Bastcolor über die Jahre ausgeführt hat, sind dann auch sehr vielfältig. Begeistert ist Martin Hess von Aufträgen aus dem Kunst- und Kulturbereich. Für das Opernhaus Zürich und die Oper «Maschera di Venezia» beflockte das kleine Unternehmen aus dem Solothurnischen rund 100 Kostüme. Für die «Hundertwasser»-Buchedition fertigten sie eine visuell und haptisch ansprechende Hülle. Was Martin Hess besonders inspiriert, ist die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Künstler:innen, wie Kunst-Professorin Hedi K. Ernst, Carlo Schmidt, Hubert Hofmann vom Schweizer Baumeisterverband oder David Pflugi. Zurecht stolz ist der gelernte Maschinenmechaniker auf den 1. Preis, welchen sie in Tokyo, Biennale 2017 für das schönste Plakat gewonnen haben.
… bis zu Schafscheren und Velos
Zurzeit ist das kleine Team von Martin Hess mit der Produktion einer Vielzahl von Handgriffen fürs Schafscheren beschäftigt. Die Beflockung dient der Wärmeisolation und dem besseren Halt. Die Kreativität bleibt auch hier nicht auf der Strecke: Die Wahl der «poppigen» Farben wie Orange und Schwarz machen die Scheren zum Hingucker. Produziert werden sie für den australischen Markt. Für neue, unkonventionelle Projekte hat das Team immer Zeit:
«Kürzlich haben wir auf Anfrage ein Fahrrad beflockt. Solche Aufträge machen Freude und sind inspirierend. Wer weiss, vielleicht lancieren wir bei den Fahrradbesitzer:innen ja einen neuen Trend»
bemerkt er lachend.
Ein Tüftler und Lösungsfinder
Martin Hess hat 1995 das Geschäft übernommen und ist mit Leib und Seele bei seiner Arbeit. Fragt man ihn, was ihm an seinem Beruf gefällt, sprudelt es nur: Das «Tüfteln» und Optimieren von perfekten Produktionsprozessen, die Zusammenarbeit mit Werbeagenturen, Papierherstellern, Siebdruckern und Künstler:innen sowie die Möglichkeit, mit seiner Arbeit immer wieder neue spannende Projekte umsetzen zu können, treibt ihn an. Und seine zufriedene Kundschaft natürlich.
«Generalisten und Spezialisten, die beflocken, gibt es nicht mehr viele in der Schweiz.»
Als innovatives Traditionsunternehmen sind sie heute auch Global Player und arbeiten mit namhaften Kund:innen aus dem In- und Ausland zusammen.
Was ist «Beflocken»?
Beflocken ist ein Verfahren, bei dem kurze Fasern oder Flocken auf eine Oberfläche aufgebracht werden, um eine samtige, weiche Textur zu erzeugen. Es wird häufig auf verschiedenen Materialien wie Stoffen, Kunststoffen, Papier, Metall und Holz angewendet. Grundsätzlich kann praktisch jedes Material beflockt werden. Es wird ein spezieller Kleber auf die Oberfläche aufgetragen, und dann werden die Fasern, meist aus Nylon oder Polyester, elektrostatisch auf die Klebeschicht aufgeladen und angebracht. Die Fasern haften senkrecht auf der Oberfläche und erzeugen so den charakteristischen samtigen Effekt.
In Kürze
Keine Idee ist für die Bastcolor GmbH zu unkonventionell: Die Inhabergeführte Firma beflockt von Dekomaterial über funktionale Gegenstände und Kunstobjekte alles, was mit der professionellen Beflockungs-Technologie machbar ist.
Steinacker 19
4565 Recherswil
Tel +41 32 621 63 59
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