Fernwärme – der ökologisch sinnvolle Beitrag

Ständerat Othmar Reichmuth, Präsident VFS

Ständerat Othmar Reichmuth, Präsident VFS

Fernwärme – ein Beitrag zur Volkswirtschaft in der Schweiz
Die Schweiz importiert rund 80 Prozent ihres Energiebedarfs aus dem Ausland. Hierfür fliessen jährlich 21 Milliarden Franken aus der Schweiz ab und fehlen der eigenen Volkswirtschaft. Damit diese immensen Geldströme nicht mehr primär in die Krisenregionen der Erdölstaaten fliessen, sondern vermehrt der eigenen Wirtschaft zugutekommen, braucht es eine konsequente Wende hin zu Energieeffizienz und erneuerbaren Energien. Letztere können weitgehend im Verbund mit Fernwärmenetzen optimal und wirtschaftlich genutzt werden. Den Gemeinden und Regionen kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Verschiedene Energieregionen rechnen damit, dass sie die regionale Wertschöpfung bei der Energieversorgung langfristig wesentlich verbessern können. Gleichzeitig erhöhen sie damit die Glaubwürdigkeit einer nachhaltigen Energiestrategie gegenüber der Bevölkerung und dienen dieser als Vorbild.

Investoren erwarten sichere Rahmenbedingungen
Die energiepolitischen Vorgaben machen der Bund und die Kantone. Diese werden in den Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKEn) festgehalten. Der Vollzug ist Sache der Gemeinden. Eine nachhaltige Energiestrategie führt über eine kommunale Energieplanung, welche den Energiebedarf und die vorhandenen Potenziale an erneuerbaren Energien analysiert und räumlich aufeinander abstimmt. Die Gemeinden setzen die Vorgaben in den kommunalen Bauvorschriften, in Verordnungen sowie in der Richtund Nutzungsplanung um. Der Verband Fernwärme Schweiz (VFS) hat im Dokument «Weissbuch Fernwärme» die entsprechenden Grundlagen erarbeitet. Diese stehen unter www.fernwaerme-schweiz.ch zu Verfügung.

Fernwärme bürgt für Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit
Fernwärme und Fernkälte bedeuten Versorgungssicherheit, Komfort, Kunden- und Umweltfreundlichkeit, minimaler Wartungsaufwand und faire Kosten. Sie nutzen die Ressourcen sauber, effizienter und klimafreundlich. Die Zukunft der Energieversorgung ist in Bewegung. Neben Strom und Mobilität macht Wärme 40% unseres Energieverbrauches aus. Fernwärme und Fernkälte leisten im Wärmebereich einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit. Sie sind vor allem dann nachhaltig und umweltfreundlich, wenn sie mit dem Einsatz von erneuerbaren Energien oder der Nutzung verschiedener Abwärme- und Kältequellen betrieben werden.


Verband Fernwärme Schweiz
c/o Ryser Ingenieure AG
Engestrasse 9, Postfach
3001 Bern
Tel 031 560 03 90
info@fernwaerme-schweiz.ch
www.fernwaerme-schweiz.ch

10 Jahre RUBBLE MASTER Schweiz

Vom 2-Mann-1-Maschine-Betrieb zum 10-köpfigen Team mit rund 35 RM Maschinen im Mietpark: ende September feierte die RM Schweiz AG ihr 10-Jahres-Jubiläum in der Markthalle in Burgdorf. Die Geschäftsführer setzten von Anfang an auf ein kundenorientiertes Geschäftsmodell. Mit Erfolg. Mittlerweile sind rund 400 RM Brecher & Siebe in der Schweiz im Einsatz.

Kontinuierliche Entwicklung zum Full-Service-Provider im Bereich Brechen und Sieben
Konstantes Wachstum setzt konstanten Wachstumswillen und vollen Einsatz voraus. Im Zentrum des Geschäftsmodells und somit des Erfolgs stehen ein hoher Service- und Dienstleistungsgedanke, der Mietpark mit effizienten Maschinen und eine reibungslos funktionierende Ersatzteilversorgung.

Die Schweizer Kunden schätzen die Zusammenarbeit mit RUBBLE MASTER aus mehreren Gründen. Dazu gehören einerseits die hohe Kompetenz und das langjährige Fachwissen des Teams. Seien es Anwendungen im Recyclingbereich, z. B. dem Aufbereiten und Wiederverwerten von Bauschutt, oder auch die Verarbeitung von Naturstein: nach dem Motto «Geht nicht gibt’s nicht!» werden selbst kniffligste Anwendungsfälle gemeinsam mit dem Kunden kompetent gelöst. Andererseits zählen die RUBBLE MASTER Brecher und Siebe zu den zuverlässigsten und innovativsten Anlagen am Markt. Die Philosophie von Beginn an auf elektrische Antriebe zu setzen, sorgt für mehr Energieeffizienz auf der Baustelle, was durch die stetig steigenden Treibstoffpreise immer wichtiger wird. Schließlich schätzen die Kunden auch die starke Kundenorientierung des Teams von Peter Schärer, der den Schweizer Markt für die mobilen RM Brecher aufgebaut hat.

10 Jahre sind erst der Anfang
Auch in Zukunft soll das Team weiter wachsen, denn zu den nächsten Schritten zählen der Ausbau des Vertriebs und die Aufnahme zusätzlicher Außendienstmitarbeiter und Techniker, um den hohen Service weiter zu entwickeln.


Rubble Master Schweiz AG
Dicki 193 i
3415 Hasle b. B.
Tel +41 79 83 58 778
sales.schweiz@rubblemaster.com
www.rubblemaster.ch

Sicherer Umgang mit Solaranlagen

Installation von Solarpannels auf Einfamilienhaus-Dach, Quelle: VKF
Die Steigerung der Energieeffizienz sowie die Förderung von erneuerbaren Energien sind heutzutage zentrale Themen. Einfach nutzbar ist dabei die Energie der Sonne. Solaranlagen wandeln diese mit einer Photovoltaikanlage in elektrische Energie oder mit einer thermischen Anlage in Warmwasser um. Das lohnt sich für Unternehmen genauso wie für Private mit einer eigenen Immobilie. Der Photovoltaik-Markt in der Schweiz wächst stetig. Insgesamt sind Ende 2021 schätzungsweise Solarpanels mit einer Leistung von nahezu 3,5 Gigawatt installiert, die über 5 Prozent des Strombedarfs der Schweiz abdecken. Dabei ist die Installation einer Photovoltaikanlage insbesondere bei einem Neubau interessant: Es können dadurch andere Dachmaterialien eingespart werden und für die Montage muss nicht – wie bei nachträglichen Solarinstallationen – separat ein Gerüst aufgestellt werden. In der Regel kann zudem ein grosser Teil des produzierten Stroms im gleichen Gebäude verbraucht werden. Denn in heutigen Neubauten werden fast immer Wärmepumpen sowie Ladestationen für E-Mobilität installiert. Integrierte elektrische Speichersysteme in Form von Batterieanlagen erlauben es, den produzierten Strom-Überschuss zu speichern. Für den Ersatz der Atomkraft und der fossilen Energien benötigt die Schweiz rund 50 Gigawatt Solarleistung, die grösstenteils auf unseren Gebäuden installiert werden können. Jede Aussenfläche lässt sich zwar zur Solarstromproduktion nutzen. In der Schweiz sind jedoch Solaranlagen auf Dächern am meisten verbreitet. Dies auch aus gutem Grund: Bei Solaranlagen auf dem Dach sind die Schutzziele einfacher zu erreichen als an der Fassade. Das kürzlich aktualisierte VKF-Brandschutzmerkblatt «Solaranlagen» liefert wertvolle Angaben dazu.

Nachrüsten einer Solaranlage auf Hausdach, Quelle VKF

Nachrüsten einer Solaranlage auf Hausdach, Quelle VKF

Prinzipiell gelten Solaranlagen als sicher. Im Falle eines Brandes sind allerdings spezifische Schutzmassnahmen erforderlich. Eine PV-Anlage beinhaltet durch ihre Eigenschaften eine Aktivierungsgefahr. Das Risiko durch den produzierten Gleichstrom verlangt besondere Beachtung. Die Eigentümer und Betreiber von Solaranlagen sowie Versicherungen, Brandschutzbehörden, Feuerwehren und die Hersteller sowie Installationsfirmen haben deshalb das Interesse, dass die erstellten Anlagen in Bezug auf Personensicherheit und Sachwertschutz dem heutigen Stand der Technik genügen. Das Merkblatt «Solaranlagen» zeigt insbesondere die zu erreichenden Schutzziele auf. In der überarbeiteten Version werden wichtige Begriffe definiert und neue erläutert. Eine weitere Neuerung besteht in der Erleichterung bei Montagen von Solaranlagen neben Öffnungen von Rauch- und Wärmeabzugsanlagen: Der frühere Sicherheitsabstand von 2,0 Metern kann wesentlich verringert werden. Dadurch ist eine Optimierung der nutzbaren Fläche möglich. Die Anwendung der neuen Regel bedingt allerdings eine gute und detaillierte Planung. Ergänzend ist sowohl auf das Stand der Technik-Papier von Swissolar als auch auf die neue Niederspannungs-Installationsnorm (NIN) hinzuweisen.

Bei der Installation von Solaranlagen bildet die NIN die wichtigste Norm für die Elektroinstallationsbranche in der Schweiz. Sie wird alle fünf Jahre überarbeitet. Generell verlangt die NIN den «Schutz gegen den elektrischen Schlag». Mit der Inkraftsetzung der NIN 2020 (Niederspannungs-Installationsnorm, SN 411000:2020) wurden die Anforderungen an den Fehlerschutz generell angepasst. So müssen Endstromkreise ≤ 63 A mit einer oder mehreren Steckvorrichtungen eine Abschaltzeit von 0,4 Sekunden einhalten.

Das neue Merkblatt «Solaranlagen» ist ein Gemeinschaftsprojekt und wurde durch eine Arbeitsgruppe der VKF und der Swissolar ausgearbeitet. Vor dessen Veröffentlichung wurde auch der Verband Electrosuisse zu einer Stellungnahme eingeladen.

Das VKF-Brandschutzmerkblatt ist kostenlos: www.bsvonline.ch
(Stichwortsuche «Solaranlagen»)


Vereinigung Kantonaler
Feuerversicherungen VKF
Marcel Donzé
Bundesgasse 20, 3001 Bern
Tel 031 320 22 85
marcel.donze@vkg.ch
www.bsvonline.ch

Interview mit Andreas Hurni Geschäftsführer Verband Fernwärme Schweiz

Fernwärme Schweiz ist ein «energiegeladener» Verband. Für wen macht eine Mitgliedschaft besonders Sinn? Müssen hierfür spezielle Aufnahmekriterien erfüllt sein?

Der Verband Fernwärme Schweiz (VFS) ist effektiv ein energiegeladener Verband, was u. a. die in den letzten rund drei Jahren rasch zunehmende Mitgliederzahl und die zahlreichen neuen Aktivitäten zeigen. Zurzeit zählt der Verband rund 140 Mitglieder (+ 35 im Vergleich zu Anfang 2017), von denen rund die Hälfte selber Fernwärmenetze baut und betreibt. Daneben sind auch Planer, Fachhochschulen, Lieferanten und Partnerorganisationen und Einzelpersonen im Verband vertreten. Für alle Mitglieder der Fernwärmefamilie bieten wir ihren Interessen angepasste Veranstaltungen wie das Fernwärme-Forum, Betreibertreffen, Planerabende, Verkaufstrainings und Erfahrungstagungen an. Spezielle Aufnahmekriterien gibt es nicht, die Aufnahme neuer Mitglieder erfolgt durch Entscheid des Vorstandes.

Welches sind die Ziele und Hauptanliegen des Verbandes?
Der VFS setzt sich für die Interessen seiner Mitglieder ein. Er wirkt auf der politischen Ebene, zum Beispiel im Zusammenhang mit der Beratung des CO2- und Raumplanungsgesetzes im Parlament oder direkt bei den entsprechenden Amtsstellen, um möglichst für den Fernwärme-Ausbau günstige Rahmenbedingungen zu erwirken. Er erarbeitet Grundlagendokumente wie zum Beispiel das Weissbuch Fernwärme Schweiz (Fernwärme- Strategie) oder den Leitfaden Fernwärme für Entscheider, die die Ziele und das sinnvolle Vorgehen umreissen. Er organisiert diverse Aus- und Weiterbildungs-Veranstaltungen für seine Mitglieder, um fachliche Kompetenzen aufbauen und vertiefen zu helfen. Er erstellt gemeinsam mit Partnerorganisationen technische Regelwerke und steht für Anfragen über technische, wirtschaftliche und rechtliche Fernwärmethemen gerne zur Verfügung.

Können Sie kurz zusammenfassen, was genau Fernwärme und Fernkälte ist?
Bei der Fernwärme und Fernkälte handelt es sich um leitungsgebundene Wärme- und Kälteversorgungslösungen, die über die Parzellengrenze hinausgehen und die Nutzung erneuerbarer Energien und Abwärme begünstigen.

Wie fördert man die Fernwärme und wie sieht es mit der Wirtschaftlichkeit aus?
Die Wirtschaftlichkeit der Fernwärme hängt stark von der Wärmebezugsdichte im potenziellen Versorgungsgebiet ab. In Stadtzentren ist diese in der Regel hoch, sodass auch die Fernwärme hier gegenüber fossilen Lösungen konkurrenzfähig ist. Mit abnehmenden Wärmebezugsdichten in Agglomerationen oder dann in kleineren Gemeinden nehmen dann auch die Fernwärmepreise aufgrund der proportional höheren Erschliessungskosten zu, sodass hier die Preisdifferenz zwischen der fossilen Lösung und der Fernwärme zunimmt. Die Förderung der Fernwärme kann zum Beispiel durch kantonale Beiträge an Machbarkeitsstudien, für Fernwärmeanschlüsse oder in Form von Fördermitteln für den Bau von Fernwärmenetzen erfolgen oder auch durch Fördermittel der Stiftung KliK. Neben der finanziellen Förderung geht es aber auch darum, die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Fernwärme sowie die kohärente Berücksichtigung der Fernwärme bei der räumlichen Energieplanung sicherzustellen.

Welche Vorteile entstehen für die Umwelt?
Die Fernwärme ermöglicht die optimale Nutzung erneuerbarer Energien (z. B. See-, Fluss-, Grund- und Abwasser, Holz und Solar- und Geothermie) und Abwärme (z. B. aus Kehrichtverbrennungsanlagen oder Industrie) und so den Ersatz von für die Umwelt problematischen fossilen Brennstoffen (Stichwort Klimawandel). Dadurch trägt sie massgeblich zur Reduktion der CO2-Emissionen im Wärmebereich, der rund 40% des Energieverbrauchs der Schweiz ausmacht, bei. Im Falle von Abwasserwärmenutzung kann die Fernwärme zum Beispiel zu tieferen Wassertemperaturen in Oberflächengewässern führen, was aus ökologischer Sicht positiv ist.

Was steckt hinter dem Begriff «Fernwärme-Contracting»?
Ein Contractor ist eine Unternehmung, meist eine Wärmeabteilung eines Elektrizitätsunternehmens, die sich um die Planung, den Bau, die Finanzierung und den Betrieb z. B. eines Fernwärmenetzes, aber auch anderer Anlagen kümmert. Sie verrechnet als Gesamtdienstleister die Kosten für z. B. eine Wärme- oder Kältelieferung direkt an den Kunden weiter, ähnlich wie das via Stromrechnung erfolgt.

Über welche Themen wird in Ihrem zwei bis dreimal jährlich erscheinenden Newsletter informiert?
Der Newsletter widmet sich vor allem den aktuell laufenden Verbandsaktivitäten auf politischer, technischer und finanzieller Ebene und informiert über anstehende eigene Veranstaltungen und relevante Anlässe Dritter.

Sie bieten ein breites Weiterbildungs- und Informationsangebot an. Welche Weiterbildungen oder Kurse möchten Sie besonders herausheben?
Das Prunkstück der VFS-Veranstaltungen ist sicher das jährlich Ende Januar stattfindende Fernwärme-Forum in Biel, das von rund 400 Personen besucht wird. Beliebt sind auch die Ende 2018 neu lancierten zweisprachigen praxisnahen Betreibertreffen mit bisher rund 75 bzw. knapp 60 Teilnehmern und die zweitägigen, jeweils im Herbst statt findenden Seminare Fernwärme und Fernkälte, die für Entscheider relevante Kenntnisse vermitteln und in der Vergangenheit jeweils von zwischen 18 und 52 Personen besucht wurden (finden auf Deutsch in Horw, auf Französisch in Yverdon statt).

Haben Sie in näherer Zukunft einen Event oder speziellen Infoanlass, den Sie an dieser Stelle vorstellen möchten?
Im Anschluss an die nächste Generalversammlung vom 30. April 2020 in Bern ist ein Networking-Anlass mit prominenten Teilnehmern geplant. Die Vorbereitungsarbeiten sind aber erst gerade angelaufen und ich möchte deshalb noch keine Details verraten.

Welche Neuerungen oder Projekte haben Sie für die nähere Zukunft geplant?
Erste Priorität geniesst aktuell die Erarbeitung technischer Regelwerke gemeinsam mit nserem deutschen Partnerverband AGFW. aneben möchten wir eine Finanzierungsstudie ernwärme-Ausbau angehen, die die öglichkeiten für eine raschere Fernwärmeentwicklung ufzeigen soll. Auch für das Fernwärme- Forum sind für den nächsten Anlass m Januar 2020 gewisse Neuerungen in Form von Einsatz moderner interaktiver Medien vorgesehen.

Gegründet wurde die Verband Fernwärme Schweiz 1984
Anzahl Mitarbeitende: 2 Mitarbeitende (150% Stellenprozente) und 12 Vorstandsmitglieder,
Präsident: Nationalrat Thierry Burkart
Spezieller Firmenslogan: Fernwärme, die Komfort-Energie – ohne Fernwärme geht es nicht!


Verband Fernwärme Schweiz
p. A. Ryser Ingenieure AG
Engestrasse 9, Postfach
3001 Bern
Tel 031 560 03 90
info@fernwaerme-schweiz.ch
www.fernwaerme-schweiz.ch

Neuer Lehrgang – Experten im nachhaltigen Bauen

Wohn- und Bürohäuser, Zürich Mühlebach | Kämpfen Zinke + Partner AG, Zürich
Nachhaltiges Bauen erfährt eine weitere Stärkung durch die Kooperation zweier Bildungsorganisationen und eine neue interdisziplinäre Ausbildung für Bau-Experten.

Alexander Jaquemet, Erlach | Vogelwarte Sempach, mlzd Architekten

Alexander Jaquemet, Erlach | Vogelwarte Sempach, mlzd Architekten

Nachhaltigkeitsthemen finden durch die deutlich spürbaren Klimaveränderungen immer stärkere Beachtung in unserer Gesellschaft. Allerdings ist die Wende noch lange nicht geschafft.

Der jüngste Bericht des Weltklimarats zeigt auf, dass in den nächsten Jahren 3.3 Milliarden Menschen die Folgen der Erderwärmung durch Überschwemmungen, Hitze und Wasserknappheit zu spüren bekommen werden, wenn wir jetzt nicht handeln. Auch die Schweiz ist stark betroffen. Wenn wir so weiterfahren wie bisher, haben wir Ende des Jahrhunderts nur noch zehn bis 20 Prozent unserer Gletscher aus dem Jahr 2015. Aber wir haben noch eine Chance. Wenn wir die Wende mit der Reduktion des Klimagas-Ausstosses jetzt einleiten, können wir die Erwärmung auf 1.5 Grad begrenzen. Je schneller wir handeln, desto kosten-effizienter wird diese Umstellung auf null CO2-Emissionen. Dies gilt sowohl für den Verkehr als auch für die Bauwirtschaft. Diese ist jetzt besonders gefordert. Zwar werden teilweise bereits heute vermehrt erneuerbare Energien und nachhaltige Materialien eingesetzt. Aber ein zukunftsfähiges Gebäude sollte kein CO2 mehr ausstossen, sondern selbst Energie produzieren. Immobilien-Standards wie der SNBS stellen Kriterien für Handlungsanleitungen zur Verfügung, wie nachhaltig gebaut werden kann. Weiterbildungen zum nachhaltigen Bauen vermitteln die entsprechenden Kompetenzen.

Kooperationen stärken Nachhaltigkeit
Nachdem sich im Herbst 2020 bereits acht Berufsverbände zum Verein Nachhaltiges und Baubiologisches Bauen (VNBB) zusammengeschlossen haben, vollzieht das Bildungszentrum Baubiologie nun den nächsten Schritt. Im Februar 2022 wurde mit der Bildungsorganisation sanu ein Kooperationsvertrag unterzeichnet. Neu führt die sanu future learning AG die Geschäftsstelle und organisiert die Kursangebote des Bildungszentrums. Dank dieser Partnerschaft erreichen die Angebote für nachhaltiges Bauen ein breiteres Publikum und einen grösseren Bekanntheitsgrad. Ausserdem wird das Angebot von sanu breiter und attraktiver.

Wohnhaus Schrofer, Trimmis | Architekturbüro Andreas Egger, Chur | Fotograf Paul Duri Degonda

Wohnhaus Schrofer, Trimmis | Architekturbüro Andreas Egger, Chur | Fotograf Paul Duri Degonda

Sowohl der seit über 20 Jahren bewährte Lehrgang mit eidgenössischem Abschluss in Baubiologie als auch die neue Weiterbildung für Expert*innen für das gesunde und nachhaltige Bauen vermittelt interdisziplinäres Fachwissen sowie Selbst- und Sozialkompetenzen (mehr Informationen unter Portrait). Die Lehrgänge sind praxisorientiert und berufsbegleitend. Beide Angebote vermitteln einen gesamtheitlichen Blick zum Thema Nachhaltigkeit, ohne eine adäquate Vertiefung in wesentliche Bereiche wie Material- und Energiekonzepte und Lifecycle-Analysen oder die menschlichen Aspekte zu vernachlässigen.

Interdisziplinärer Lehrgang
Der neue interdisziplinäre Lehrgang für «Experte / in Gesundes und nachhaltiges Bauen HFP» bietet Fachleuten sowohl mit planerischem als auch mit handwerklichem Hintergrund ein breites Grundlagen- und Detailwissen. Die Absolvent*innen können Investoren beraten, Bauprojekte beurteilen oder Expertisen für Bauschäden erstellen. Die Expert*innen sind auch fähig, Innovationen aus der Forschung auf ihre Zukunftsfähigkeit hin zu beurteilen.

Die Interdisziplinarität ist besonders wichtig, wie der ETH-Klimaforscher Reto Knutti herausstreicht. Denn für die aktuellen Herausforderungen wie den Klimawandel gibt es nicht immer klar definierte Lösungen. Deshalb wünscht er sich, dass es mehr Menschen gäbe, «die sich auch aus sozialwissenschaftlicher und ethischer Perspektive» mit solchen Problemen beschäftigten. Denn eine zukunftsfähige Baukultur beinhaltet sowohl ökologische Aspekte als auch ökonomische und soziale Kriterien. Zudem ist ein gutes Raumklima zentral, wenn für Menschen gebaut wird. Mit einer derart umfassenden Sicht können die Expert*innen den Lehrgang abschliessen.

Portrait
Das Bildungszentrum Baubiologie bietet seit über 20 Jahren Weiterbildungen im Bereich des nachhaltigen Bauens an. Im Lehrgang mit Berufsprüfungsabschluss «Baubiologin / Baubiologe» werden die Teilnehmenden in die folgenden Themen eingeführt: Gesundheit im Innenraum, Energieeffizienz, Materialkonzepte, Suffizienz, Lebenszykluskosten, Ökobilanzen, Labels, Kommunikation und soziale sowie ökonomische Aspekte. Der berufsbegleitende Fachkurs richtet sich an Planer*innen und Handwerker*innen, die in ihrem Fachbereich nachhaltig bauen wollen. Während 27 Kurstagen vermitteln Fachleute Praxiswissen für eine nachhaltige Baukultur. Der Kurs dauert ein Jahr.

Der neue Lehrgang mit HFP-Abschluss «Experte / in Gesundes und nachhaltiges Bauen» richtet sich an Planende und Unternehmer mit Vorwissen und Berufserfahrung. Die Themen werden umfassender und vertiefter behandelt. Durch die Zusammenarbeit mit den Berufsverbänden und der ETH Zürich kann das erworbene Wissen in der Praxis angewendet werden. Angestrebt wird, dass Neuentwicklungen aus der Forschung die Chance erhalten, in der Praxis eingesetzt und überprüft zu werden. Der Diplomlehrgang dauert eineinhalb Jahre. Beide Kurse starten im August 2022.

von Dr. Thea Rauch-Schwegler

Wohnen im Bifang Lausen 2020 | Schwob, Sutter, Architekten AG, Liestal

Wohnen im Bifang Lausen 2020 | Schwob, Sutter, Architekten AG, Liestal


sanu future learning AG
c/o Bildungszentrum Baubiologie
Jordan Kouto, Projektleiter
General-Dufour-Strasse 18
CH-2502 Biel
Tel +41 (0) 32 322 14 33
jkouto@sanu.ch
sanu.ch/bau