Sehr gerne. Als Co-Direktorin bei sanu bin ich für die strategische Ausrichtung und Weiterentwicklung unseres Unternehmens verantwortlich. Wir konzentrieren uns darauf, nachhaltiges Wissen und Kompetenzen in verschiedenen Bereichen wie der Baubranche zu fördern und setzen dabei auf praxisorientierte Weiterbildungskurse, Projektbegleitungen und Strategieentwicklungen.
Wie wichtig ist es für die Baubranche, Nachhaltigkeit in die berufliche Ausund Weiterbildung zu integrieren, und welche Schritte unternimmt sanu in dieser Hinsicht?
Für die Baubranche ist es essenziell, Nachhaltigkeit in die berufliche Aus- und Weiterbildung zu integrieren, da Bauprojekte erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt und Gesellschaft haben. sanu ist überzeugt, dass Nachhaltigkeit ein Standard in der Bauindustrie sein sollte. Wir bieten spezialisierte Lehrgänge wie Baubiologie und Experte/Expertin für gesundes und nachhaltiges Bauen an, die Fachleute auf aktuelle Anforderungen vorbereiten. Diese Lehrgänge vermitteln Wissen über nachhaltige Baumaterialien, energieeffizientes Bauen und umweltfreundliche Gebäude. Zudem legen wir grossen Wert auf praxisnahe Schulungen und Workshops, um sicherzustellen, dass die Teilnehmer*innen die erlernten Konzepte direkt anwenden können.
Welche Kompetenzen sind Ihrer Meinung nach für Fachkräfte in der Baubranche zukünftig am wichtigsten, um den Anforderungen an das nachhaltige Bauen gerecht zu werden?
Fachkräfte in der Baubranche müssen zukünftig eine Reihe von Kompetenzen entwickeln, um den Anforderungen an nachhaltiges Bauen gerecht zu werden. Dazu gehören ein tiefes Verständnis für umweltfreundliche Baumaterialien und Techniken, Kenntnisse im Bereich erneuerbare Energien und Energieeffizienz sowie die Fähigkeit, Lebenszyklusanalysen von Gebäuden durchzuführen. Zudem sind Fähigkeiten im Bereich Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung entscheidend. Bei sanu legen wir grossen Wert darauf, diese Kompetenzen in unseren Lehrgängen und Workshops zu vermitteln. Wir fördern auch soziale und persönliche Kompetenzen wie Teamarbeit, Kommunikationsfähigkeiten und ein ganzheitliches Verständnis für die Auswirkungen von Bauprojekten auf die Umwelt und die Gesellschaft. Diese Kombination von technischen und sozialen Fähigkeiten ist entscheidend, um nachhaltige Bauprojekte erfolgreich zu realisieren.
Frau Gubser, was trägt Ihrer Meinung nach dazu bei, den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks zu berücksichtigen?
Die Verbindung zwischen Baukultur und nachhaltigem Bauen ist entscheidend. Das nachhaltige Bauen umfasst die Planung, den Bau, den Betrieb und den Abbau oder die Wiederverwendung eines Bauwerks. Nachhaltiges Bauen schont Ressourcen wie Boden, indem Neubauten hinterfragt und Sanierungen oder Umbauten bestehender Gebäude bevorzugt werden. Diese Herangehensweise spart graue Energie und berücksichtigt Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft gleichermassen. Es geht darum, den Zweck eines Gebäudes zu definieren und zukünftige Nutzungsmöglichkeiten zu antizipieren, um eine nachhaltige und flexible Bauweise zu fördern.
Eine Ihrer neuen Initiativen sind die Werkstätte für Lehmbau und Mineraloberflächen. Können Sie uns mehr darüber erzählen?
Unsere Werkstätte Lehmbau und neu Mineraloberflächen bieten Planer*innen und Interessierten einen praktischen Einstieg ins Thema. Dabei lernen die Teilnehmenden die Eigenschaften der Materialien zu verstehen und die Techniken auszuüben. Diese Workshops ergänzen theoretisches Fachwissen aus unseren Lehrgängen Baubiologe/Baubiologin oder Experte/Expertin für gesundes und nachhaltiges Bauen mit praktischen Übungen.
Welche Rolle spielen diese Materialien im nachhaltigen Bauen?
Lehm ist eines der nachhaltigsten Materialien im Schweizer Bauwesen. Auch Holz gewinnt wieder mehr an Bedeutung als nachwachsender Rohstoff. Es bindet CO2, hat kurze Transportwege und kann bei einem Rückbau wiederverwendet oder zur Energiegewinnung genutzt werden. Mineralische Baustoffe wie Lehm, Hanfkalk und Kalkputze sind klimaneutral und langlebig. Speziell Lehmputz im Innenbereich sorgt für ein gutes Raumklima und Feuchtigkeitsregulierung. Diese Materialien sind vielseitig einsetzbar und tragen erheblich zur Nachhaltigkeit im Bauwesen bei.
Können Sie uns mehr über den Lehrgang «Baubiologie» und den Lehrgang «Experte / Expertin für gesundes und nachhaltiges Bauen» erzählen?
Im Lehrgang «Baubiologie» erarbeiten sich Berufsleute Fachwissen im baubiologischen Bauen sowie wertvolle soziale und persönliche Kompetenzen. Dieser Lehrgang bereitet auf die eidgenössische Berufsprüfung vor. Der Lehrgang «Experte / Expertin für gesundes und nachhaltiges Bauen» vermittelt die Kriterien aller Nachhaltigkeitsbereiche, der Agenda 2030 und des Standards Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS). Die Teilnehmenden orientieren sich am Wohlbefinden der Nutzer*innen und integrieren nachhaltiges Bauen mit seinen wirtschaftlichen Aspekten in ihre Unternehmenskultur. Beide Lehrgänge sind berufsbegleitend, modular aufgebaut und starten jeweils im Spätsommer.
Wie messen Sie den Erfolg Ihrer Bildungs- und Beratungsangebote?
Wir messen den Erfolg unserer Angebote durch verschiedene Methoden. Einerseits sammeln wir Feedback von Teilnehmenden und Auftraggebern, um deren Zufriedenheit und die unmittelbare Wirkung der Kurse zu evaluieren. Andererseits betrachten wir langfristige Indikatoren wie die Implementierung nachhaltiger Praktiken in den Unternehmen und die daraus resultierenden ökologischen und ökonomischen Verbesserungen. Wir arbeiten eng mit unseren Kunden zusammen, um den Fortschritt zu verfolgen und kontinuierliche Verbesserungen zu ermöglichen.
Partizipationsprozesse sind in aller Munde. Wo empfiehlt sanu partizipative Prozesse im Bauwesen?
Insbesondere in der Stadtplanung und dort, wo verschiedene Anspruchsgruppen betroffen sind, ist Partizipation wesentlich. Es geht nicht nur um Information, sondern auch um das aktive Einbeziehen der Bevölkerung in den Planungsprozess. Zuerst wird das Problem erfasst, sei es eine Nutzungsänderung oder bauliche Massnahmen. Durch partizipative Prozesse können Bedürfnisse ermittelt und kreative Lösungen gefunden werden. Bei der Projektentwicklung und realisierung arbeiten wir eng mit Fachleuten verschiedenster Disziplinen zusammen, um den Raum gemeinsam zu gestalten.
Was sind Ihre Pläne und Ziele für die Zukunft von sanu?
Unsere Ziele für die Zukunft sind es, mehr Unternehmen und Einzelpersonen zu motivieren, sich für eine nachhaltige Zukunft einzusetzen. Wir möchten unsere Position als führender Anbieter von Nachhaltigkeitsbildung festigen und neue innovative Formate entwickeln, die den aktuellen und zukünftigen Anforderungen gerecht werden.
Frau Gubser, vielen Dank für das informative Gespräch. Gibt es zum Abschluss noch etwas, das Sie unseren Leser*innen mit auf den Weg geben möchten?
Ich möchte alle ermutigen, sich aktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Baubranche auseinanderzusetzen und die Möglichkeiten zur Weiterbildung zu nutzen. Jeder Schritt in Richtung einer zirkulären Bauweise ist wertvoll und trägt dazu bei, eine lebenswerte Zukunft für uns alle zu gestalten. Vielen Dank für das Gespräch!
Christine Gubser, CO-Direktorin und Bereichsleiterin Planung und Bau, sanu future learning ag
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