Interview mit Herr Christoph Villiger vom Verband Bienen Schweiz

Eine Honigbiene bei ihrem Besuch auf der Strendolde (Astrantia major)
Guten Tag Herr Villiger, vielen Dank das Sie sich für uns Zeit nehmen.

Für was setzt sich der Verband ein?
BienenSchweiz setzt sich für die Bienen ein. Dabei denkt man primär an die Honigbienen. Als Imkerverband ist dies auch unsere Kernkompetenz. Allerdings sind die mehr als 600 Wildbienen-Arten stark unter Druck und rund die Hälfte davon vom Aussterben bedroht. Deshalb sind wir auch für diese Arten aktiv und haben ein umfassendes Programm gestartet, welches zum Ziel hat, die Lebensgrundlagen auch für die Wildbienen zu verbessern.

Grosse Blaue oder Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea) auf der Gartenwicke oder Duftenden Platterbse (Lathyrus sp.)

Grosse Blaue oder Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea) auf der Gartenwicke oder Duftenden Platterbse (Lathyrus sp.)

Wenn man etwas Gutes für die Bienen tun möchte und sich die pelzigen Nützlinge in den eigenen Garten holen oder sogar selten gewordene Arten bei sich ansiedeln möchte, bieten wir seit diesem Jahr ein fundiertes Kursprogramm für alle an. Vorwissen ist dazu nicht erforderlich, da die Kurse aufbauend konzipiert sind.

Was können wir denn konkret tun für die Bienen?
Die gute Nachricht ist schon einmal: Jeder und jede kann etwas machen, damit es den Bienen besser geht! Die grossen Herausforderungen sind ein Blühangebot, das möglichst das ganze Jahr als Nahrungsquelle da ist. Während im Frühling sehr viele Blüten vorhanden sind oder fast schon ein Überangebot herrscht, sieht es bis März und ab Mai ganz anders aus. Die Bestäuber finden in dieser langen Zeit häufig zu wenig Nahrung. Was für Honig- und Wildbienen negative Konsequenzen hat und sich auf deren Gesundheit und Reproduktion auswirken kann.

Zusätzlich zur Verbesserung des Blüten-Angebots können wir den Wildbienen geeignete Nistgelegenheiten anbieten. Dies deshalb, da in der heutigen aufgeräumten Landschaft zunehmend auch in Privatgärten den Wildbienen die Nistmöglichkeiten fehlen.

Eine Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae) auf einer Efeublüte (Hedera helix)

Eine Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae) auf einer Efeublüte (Hedera helix)

Sind Bienenhotels nützlich? Wenn ja für wie lange?
Bienenhotels sind leider nur beschränkt von Nutzen für die Wildbienen, da häufig die bedrohten Wildbienen nicht profitieren können. Dies weil die Durchmesser der Stengel für viele bedrohte Wildbienen eher zu gross sind. Ein häufig gesehener Gast bei den Wildbienenhotels sind die Mauerbienen, welche die Hilfe eigentlich gar nicht nötig haben. Viel zielführender sind natürliche Strukturen im Garten oder dem Balkon, die es einer Vielzahl von Wildbienen ermöglichen ihr Nest zu bauen.

Was braucht der Verband? Spenden oder Helfer? Kann Jeder helfen?
Wir sind sehr dankbar für Spenden, die es uns ermöglichen unsere vielfältigen Aktivitäten im Bereich der Wissensvermittlung für die Imkerschaft zu erhalten oder auszubauen. Zudem können damit auch Projekte wie die Kurse zum Bienenschutz für die Bevölkerung oder die Plattform bienen.ch erhalten und erweitert werden.

Wie sieht die Zukunft für die Bienen Ihrer Meinung nach aus?
Wenn wir es schaffen die Lebensgrundlagen für alle Bestäuber zu verbessern, sieht nicht nur ihre, sondern auch unsere Zukunft besser aus! Es ist mir wichtig zu betonen, dass die Honigbiene nicht vom Aussterben bedroht ist, da sie die Imkerschaft auf ihrer Seite hat, welche mit viel Aufwand zu ihnen schaut. Vielmehr Sorge bereitet mir der allgemeine Rückgang der Biodiversität: Die Anzahl der Insekten nimmt ab (sowohl was die Arten als auch die Menge angeht). Wir dürfen nicht vergessen, dass die eigentlich riesige Masse an Insekten auch Nahrung für Vögel oder Reptilien darstellen. Die Bienen sind zusätzlich massgeblich für die Bestäubung von Nutz- und Wildpflanzen essentiell wichtig.

Eine Honigbiene bei ihrem Besuch auf der Strendolde (Astrantia major)

Eine Honigbiene bei ihrem Besuch auf der Strendolde (Astrantia major)

Was braucht es für eine eigenes Bienenvolk und kann jeder ein Volk haben?
Wir raten dringend davon ab einfach ein Honigbienenvolk in den Garten zu stellen und dieses sich selber zu überlassen. Damit ein Bienenvolk überlebt und gesund bleibt, ist einiges an Wissen erforderlich. Dieses kann man sich an den Imker-Grundkursen aneignen. Im Weiteren ist der Zeitaufwand für die Betreuung eines Honigbienenvolkes nicht unerheblich. Wenn man diesen Aufwand nicht betreiben will oder kann, ist es trotzdem möglich die Bienen indirekt in den Garten zu holen, indem man diesen bienengerecht anlegt. Wie das am besten gelingt, vermitteln wir praxisgerecht an den Kursen zum Bienenschutz, welche wir an verschiedenen Orten in der Schweiz anbieten.

Bienen sind schöne, faszinierende und nützliche Insekten. Die Artenvielflat ist immens und eine echte Bereicherung auch für Ihren Garten. Wenn Sie erfahren möchten, wie Sie den meist pelzigen Schwestern von Biene Maja helfen können, finden Sie hier das Kursprogramm von BienenSchweiz:
Kurse Bienenschutz Übersicht


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